13. November 2024
Am 06. September trafen sich gut 25 Ökojäger und interessierte Gäste am „BrookHus“ des NABU Hamburg zu einer doch eher außergewöhnlichen Exkursion in das Naturschutzgebiet „Duvenstedter Brook“ der Hansestadt Hamburg.
Bei frühherbstlichen 27 Grad Celsius und Sonnenschein erfuhren die Teilnehmer bei einem entschleunigten Spaziergang durch die abwechslungsreiche Landschaft unter der fachkundigen Leitung von Revierförster Jan Malskat viel Wissenswertes zu Geschichte , Struktur und Management des 785 ha großen Areals, das sich vor allem durch das Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen wie Moore, Heideflächen, Auwälder und Fließgewässer auszeichnet und dadurch einer Fülle an teils stark bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine sichere Heimat bietet.
Gleichzeitig ist der Duvenstedter Brook ein bedeutendes Naherholungsgebiet für jährlich über 100.000 Besucher aus dem Hamburger Ballungsraum, denen dort Natur erlebbar und verständlich gemacht werden soll. Zu diesem Zwecke soll auch einheimisches Wild tagaktiv und damit sichtbar sein.
Der Erhalt und die Weiterentwicklung der seltenen Lebensräume samt derer dort vorkommenden Arten sowie die naturverträgliche Lenkung der Waldbesucher sind für Förster Jan Malskat und sein Team äußerst anspruchsvolle Kernaufgaben. Zur Umsetzung der Ziele stellt die Stadt Hamburg enorme finanzielle Mittel und eine gute Personalausstattung zur Verfügung. Dies zeigt, welche Bedeutung dem Naturschutzgebiet beigemessen wird.
Ein schwieriges, aber nicht vernachlässigbares Thema im Brook sind die ausufernden Schalenwildbestände. Hierzu referierte Herr Jonas Krause von der Obersten Jagdbehörde Schleswig-Holstein, der dankenswerterweise der Exkursion beiwohnte. Insbesondere Rot-, Dam- und Schwarzwild kommen dort in Dichten vor, die weit jenseits des Naturverträglichen liegen und entsprechend durch Verbiss der Kraut- und Strauchschicht sowie einem Großteil des Baumnachwuchses zu einer Entwertung des Lebensraumes beitragen.
Eine Anpassung der Bestände ist angestrebt, gestaltet sich jedoch in Summe aller einfließender Faktoren als schwieriges Unterfangen: Das Jagdrevier ist der Ruhe wegen wenig mit Wegen erschlossen, was zu erschwerter Bergung großer Stücke führt, Ansitzeinrichtungen sind bislang nur sporadisch vorhanden (hier ist allerdings Besserung in Sicht, was der Blick auf die ca. 20 neu gebauten Hochsitze auf dem Betriebshof verrät), Teile insbesondere der Moorflächen sind kaum bis gar nicht begehbar, was ggf. Nachsuchen erschwert, die Durchführung von Drückjagden ist aufgrund der kaum zu bändigenden Besucherströme und der ggf. negativen Öffentlichkeitswirkung beinahe unmöglich und zu guter Letzt soll das Wild seine Tagaktivität erhalten, weswegen jagdliche Störungen auf ein Minimum begrenzt werden sollen.
Diese schwierigen Umstände erfordern ein feinfühliges und intelligentes Jagdkonzept, das insbesondere auf zeitlich entzerrte Gruppenansitze setzt, um die Beunruhigung auf wenige Tage im Jahr zu begrenzen.
Inwieweit sich angrenzende Jagdreviere bei der Reduktion der Schalenwildbestände beteiligen werden ist jedoch unklar.
Auch auf bislang unkonventionelle Mittel zur Zielerreichung wird zurückgegriffen. So erläuterte Herr Martin Liebetanz-Vahldiek, der als Leiter der Hamburger Fischereibehörde vertretungsweise auch Berührungspunkte zum Thema „Jagd“ hat, den Teilnehmern der Exkursion, dass die Wildzählung im Brook per Drohne durchgeführt wurde und welche Verbesserung der Zählqualität die moderne Technik an dieser Stelle bietet. Hierbei wurde auch erst einmal deutlich, wie hoch tatsächlich auch gerade die Schwarzwildbestände sind. Natürlich gibt es auch beim Drohneneinsatz Hürden organisatorischer Art. So liegt der Duvenstedter Kroog in der Einflugschneise des Hamburger Flughafens. Eine funktionierende Kommunikation mit den Zuständigen Behörden ist also unabdingbar.
Nachdem in Anbetracht der nach wie vor präsenten ASP- Gefahr beschlossen wurde, mit Saufängen zu arbeiten, da die Schießjagd auf Schwarzwild als nicht zielführend bewertet wurde, perfektionierten die Beteiligten Förster und Jäger über die Jahre ihre Methoden bis hin zum Einsatz von kameragestützen Melde- und Auslösesysteme und steigerten so die Fangeffizienz enorm. Leider wurde der Einsatz von Saufängen im Brook von einem Teil der angrenzenden Jägerschaft sehr negativ gesehen und nachfolgend von der Presse unsachlich breitgetreten, was noch einmal unterstreicht, welch sensibles Thema die Jagd in Ballungsräumen sein kann. An dieser Stelle kann man nur den Hut ziehen und seine Hochachtung für Revierförster Jan Malskat ausdrücken, der mit Herzblut und immensem Fachwissen dafür Sorge trägt, dass der Duvenstedter Brook auch in Zukunft sowohl unzähligen Arten als Lebensraum, als auch unzähligen Hamburgern und Touristen als Naturerlebnisort dienen kann.
Wir bedanken uns für die faszinierende Exkursion (bei dem auch tatsächlichen Damwild auf den nahen Wiesen am Nachmittag beobachtet werden konnte) und wünschen allen Beteiligten viel Erfolg insbesondere bei der Mammutaufgabe der Anpassung der Schalenwildbestände.
Bei hausgemachtem Kuchen in rustikalem Ambiente begrüßte der 1. Vorsitzende Björn Berling ca. 20 Mitglieder und verlas zuerst den Tätigkeitsbericht des vergangenen Jahres. So habe man wie auf der letzten Versammlung besprochen, die Website erneuert und dem gängigen modernen Standard anderer Landesverbände angepasst. Äußerst interessant war ebenfalls der Bericht aus dem Arbeitskreis Schalenwild, wonach die 40 Jahre alten Hegerichtlinien für alle vorkommenden Schalenwildarten überarbeitet werden sollen. Weg von antiquierten trophäenorientierten Abschussmerkmalen, hin zu wildbiologisch fundiertem Management. Der ÖJV begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich. Wir hoffen und erwarten, dass dies politisch auch durchgesetzt wird.
Nachdem im Anschluss die Kasse geprüft und der Vorstand entlastet wurde, diskutierte man konstruktiv über die inhaltliche Positionierung des Landesverbandes in Sachen „Raubwild-, Krähen- und Gänsebejagung“ sowie „Umgang mit Problemwölfen“, wobei sich der ÖJV- SH für eine artenschutzrelevante, im Gesamtkontext betrachtete und den Lebensraum miteinbeziehende Jagd auf Raubwild und Rabenkrähen ausspricht, sofern eine sinnvolle Verwertung der Kreatur gegeben ist. Hierbei unterscheide man nicht zwischen heimischen Arten und Neozoen, deren rasante Verbreitung sowieso nicht mit jagdlichen Mitteln zu begrenzen ist. Auch Gänse sind dort zu bejagen, wo sie vermeidbare landwirtschaftliche Schäden anrichten.
Beim Thema „Wolf“ bleib man bei der Grundhaltung, dass Wölfen ein gewisser Platz in der Natur- und Kulturlandschaft eingeräumt werden soll, jedoch verhaltensauffällige Einzeltiere gezielt bejagt werden müssen, um einer Tradierung dieser schädlichen Verhaltensweisen vorzubeugen.
Es wurde eine Arbeitsgruppe „Schießwesen“ gegründet um den Mitgliedern regelmäßige Fortbildungen und Schießtrainings mit jagdlichem Kontext anbieten zu können. In diesem Rahmen wurde vom Vorsitzenden erneut betont, wie wichtig es ist, insbesondere die jagdlichen Schießfertigkeiten überdurchschnittlich gut zu beherrschen.
Der ÖJV- Landesverband plant weiterhin, für seine Mitglieder eine Überland- Exkursion anzubieten, entsprechende Ausflugsziele werden eruiert.
Bei guter Stimmung verging die Zeit wie im Flug bis mit dem Kuchen auch die Versammlung zu Ende ging.